Nachhaltigkeit als digitales Upgrade - Wie Gebäude mit kollaborativen Systemen unmittelbar nachhaltiger werden by Aedifion GmbH
Fakt ist: Gebäude sind verschwenderische Ökosysteme. Das ist inzwischen durch zahlreiche Studien belegt. Dementsprechend rückt die Effizienz von Immobilien zunehmend in den Fokus der internationalen PropTech-Szene, denn: Bei genauerer Betrachtung der verschiedenen Gewerke offenbaren sich ungeahnte Tiefen des unnötigen Mehrverbrauchs. Allein die Faktoren Energie und Flächenauslastung gelten als hohe Kostentreiber. Doch auch der Einfluss der vorherrschenden Rahmenbedingungen auf die Produktivität der im jeweiligen Gebäude beherbergten Personen hat einen maßgeblichen Einfluss. Verschiedene Studien (MacNaughton et al. 2017, Vaisala 2017) haben gezeigt, dass zum Beispiel die Produktivität von Mitarbeitenden mit zunehmender Raumluftqualität steigt. An jeder einzelnen dieser Ineffizienzen und den darunterliegenden Ursachen könnte man nun individuell ansetzen, um die Nachhaltigkeit von Gebäuden im großen Maßstab zu heben und die hohe Belastung zu senken. Dies geschieht schon heute. Jedoch im Kleinen, vereinzelt und meist durch Beteiligte, die in Ihren jeweiligen Nischen eine Vorreiterrolle einnehmen möchten.Eine geordnete Kombination dieser Insellösungen, die in der Erreichung ihrer Zielsetzung auch maßgeblich voneinander profitieren könnten, findet allerdings (noch) nicht statt. Doch genau hier können und müssen wir in Anbetracht des Klimawandels, des zunehmenden Kostendrucks und der steigenden Belastung am Arbeitsplatz bereits heute handeln – übergreifend, gemeinschaftlich, kollaborativ. Barrieren einreißen, proprietäre Standards auflösen. Eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Kollaboration im gebäudetechnischen Bereich sind proprietäre Standards der etablierten Unternehmen. Vor allem die Big Player der Szene setzen darauf, eigene Standards zu entwickeln, bauen damit jedoch Hürden für Betreibende auf. So werden Stakeholder entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Immobilie dazu gezwungen, für jedes einzelne System spezifische Software einzusetzen und herstellereigene Betriebs- und Wartungsverträge zu unterzeichnen. Es kommt automatisch zum Vendor-Lock-in. So entstehen innerhalb eines Gebäudes kleine, in sich geschlossene Ökosysteme. Denn allein durch unterschiedlichste Kommunikationsprotokolle der eingesetzten Technik kommt es zu beinahe unüberwindbaren Abgrenzungen. Die Folge: Das eigentliche Leistungsvermögen von nachhaltigen, effizienten und intelligenten Gebäuden bleibt unausgeschöpft.Dabei verfügen moderne Immobilien über ein enormes Potenzial: Der Energieverbrauch könnte mithilfe von kollaborativen Systemen konkret an die aktuelle Nutzung angepasst und damit reduziert werden. Sie könnten die optimale Raumluft liefern, unabhängig davon, ob ein Raum belegt ist oder nicht. Und ein Gebäude könnte mit Drittanbieterdaten wirklich zum Smart Building werden, wenn die einzelnen Gewerke transparent miteinander sprechen würden. Ein offener Standard als integrativer Ansatz sichert die Zukunftsfähigkeit der Immobilie und damit die Wertstabilität des Assets. Schnittstellen als Dreh- und Angelpunkt Was dafür notwendig ist liegt folglich auf der Hand: Die Technik muss miteinander kommunizieren. Es braucht also eine schnittstellenorientierte Entwicklung im Hardware- wie auch im Softwarebereich. Was zunächst simpel klingt, scheitert derzeit vor allem an der Unsicherheit und Verschlossenheit der Anbieter. Etablierte Produkte werden nicht dahingehend geöffnet, dass ein Austausch zwischen den einzelnen Gewerken problemlos möglich ist und einzelne Insellösungen tatsächlich miteinander verbunden werden können. Was in der Softwareentwicklung großer Technologiefirmen bereits seit Jahren Goldstandard ist, ist in der Immobilienbranche und TGA-Industrie noch nicht angekommen: der Ansatz, Funktionen öffentlich verfügbar zu dokumentieren und bereitzustellen, so dass Drittanbieter mit ihren Entwicklungen daran andocken können. Selbst Start-Ups, die die Innovation in der Branche vorantreiben wollen, hadern mit dem Grad der Transparenz ihrer eigenen Lösungen und deren Dokumentation. Was bleibt sind Insellösungen, die das Potenzial der Kollaboration nicht ausschöpfen. Die notwendige Öffnung kann nur gemeinschaftlich erfolgen, die Stärken verschiedener Parteien kombinierend.Kollaboration statt InsellösungenDoch es gibt Hoffnung: Im Zuge der Umsetzung von Smart Buildings und bei Interessenverbänden entstehen zunehmend Vereinigungen, die den Status quo der Insellösungen nicht weiter akzeptieren wollen. Stattdessen werden gemeinsam Lösungen erarbeitet bzw. realisiert – nicht nur in der Startup-Szene, sondern auch im heterogenen Feld unserer gesamten Branche. Den Anfang hat im Bereich der TGA bereits 1987 das BACnet-Protokoll gemacht, welches seit 2003 eine eigene ISO-Norm (ISO Norm 16584-5) stellt. Dieses Protokoll ist so ausgelegt, dass es jederzeit erweitert werden kann. Damit stellt es die Grundlage für eine zukunftsfähige Kollaboration. Doch das Potential endet nicht bei der Gebäudeautomation, sondern schließt auch Third-Party-Daten und Applikationen ein, um Gebäude effizienter und vor allem nachhaltiger zu machen.An der weiteren Öffnung der Insellösungen arbeiten erfolgreiche Zusammenschlüsse, darunter das Projekt „Digitales Gebäude 2020“ (bautec 2020), das Center for Smart Commercial Buildings (RWTH Aachen) sowie die Aachen Building Experts. Darüber hinaus agieren Veranstaltungen wie die REAL PropTech als Brückenbauer zwischen den einzelnen Inseln. Leuchtturmprojekte, wie der cube berlin, zeigen schon heute auf beeindruckende Art und Weise, wie ein „Brain“ einzelne Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette miteinander vernetzen und so einen Mehrwert für alle Interessengruppen stiften kann. Das vor Kurzem an Nuveen übergebene Gebäude am Washingtonplatz in Berlin vereint unter anderem Lösungen von Vossloh-Schwabe, KONE, Kieback+Peter und Dormakaba via Thing-It und liefert darüber hinaus Schnittstellen für weitere, zukünftige Anwendungen.Smart Building: The future is nowDer Schlüssel zu einer nachhaltigen, smarten Zukunft für Gebäude liegt also in der Zusammenführung sämtlicher Bestandteile des Gebäudes – über den gesamten Lebenszyklus der Immobilie hinweg. Dies inkludiert neben der Gebäudeleittechnik auch Raumbuchungssysteme, Aufzüge und Rolltreppen, das Asset-Management, Zutrittskontrollsysteme, Zähler, etwaige Ladesäuleninfrastruktur für E-Mobilität und sogar die Vernetzung mehrerer Immobilien miteinander. So kann ein optimaler Quartiersbetrieb – sowohl im energetischen als auch im nutzerzentrischen Kontext –, etabliert und die Gesamtheit von Gebäuden netzdienlich als aktive Prosumentenschaft in das Energiesystem der Zukunft eingebunden werden. Dank einheitlicher Kommunikation, barrierefreier Schnittstellen und bedingungsloser Vernetzung, werden Datensilos aufgebrochen und in einem großen Data Lakezusammengeführt, der als Basis der weiteren Optimierung dient. Diese Transparenz schafftweitreichende Potenziale im Bestand und im Neubau, heute und morgen – von der Planungüber den Betrieb bis zu Modernisierungsmaßnahmen.Das alles ist bereits heute möglich, und zwar unmittelbar und unkompliziert per Plug-and-Play- Konnektivität sowie durch IP-basierte Kommunikation, das Zusammenführen einzelner Lösungen über Programmierschnittstellen als Cross-Plattform-Ansatz – und der Zielsetzung, zu kooperieren, statt sich zu verschließen. Dieser Ansatz kann im deutschsprachigen Raum und auch international zu einer erfolgreichen, nutzerorientierten und energieeffizienten Zukunft führen. Es ist entscheidend, dass wir schon heute gemeinsam die Vernetzung der Datenquellen und die Aufbereitung sowie Auswertung dieser enormen Datenmengen ermöglichen. „The Winner who takes it all“ wird das Kollektiv sein.Autor:Dr.-Ing. Johannes Peter Fütterer arbeitet seit 2010 daran, die Möglichkeiten de Gebäudeautomation zu nutzen und Gebäude nachhaltig zu optimieren. Am Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik der RWTH Aachen University forschte und promovierte er, bis er 2017 als Mitgründer die aedifion GmbH ins Leben rief. Mit aedifion widmet sich Johannes als Geschäftsführer der Zukunft der Gebäudeautomation – als essenzieller Bausteinder Energiewende.Du suchst Impulse zur zukünftigen Ausrichtungen Deines Verantwortungsbereichs? 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Alexander Ubach-Utermöhl Sarah Maria SchlesingerManaging Director Managing Directorauu@blackprintbooster.vcsas@blackprintbooster.vc